Letztes Jahr im Herbst habe ich über meine damalige Neuerwerbung, die Lampe Supernova Airstream 2, einen Blogartikel geschrieben. Ein Leser namens Jonas ist kürzlich darüber gestolpert und fragte, ob ich denn vom Hersteller Hilfe dazu erhalten hätte, wie man das Rücklicht weiter benutzen könnte, während das Vorderlicht aufgeladen wird.

Da mein „Beleuchtungskonzept“, wie man das heute wohl nennt, inzwischen etwas anders aussieht, gibt es eine Fortsetzung mit allen Einsichten und Erweiterungen. Außerdem habe ich ein sogenanntes Reflective Spray ausprobiert.

Erfahrungen mit der Supernova Airstream

Das Rücklicht der Airstream bezieht Strom per Kabel aus dem Vorderlicht. Will man das Vorderlicht (beim Fahren) aufladen, muss man das Rücklicht abziehen und kann es in diesem Zeitraum nicht nutzen – Stromkabel und Rücklichtkabel nutzen den gleichen Ausgang. Dietmar hatte angeregt, mich an Supernova zu wenden, ob es da nicht doch eine Lösung gäbe.

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Supernova hatte zu meiner Anfrage leider keine Idee. Als meine Fahrten im Dunkeln länger wurden, habe ich mich kurzerhand vom zugehörigen Rücklicht getrennt. Auch, weil die Kabelführung entlang des Oberrohrs mich störte und an einer Kontaktstelle schon begonnen hatte, Lack vom Rahmen abzureiben. (Von der schlauen Idee, das Kabel an der Unterseite des Oberrohrs entlang zu führen, habe ich erst später gehört.)

Als Rücklicht benutze ich seitdem zwei kleine LED-Lampen mit USB-Anschluss (von Sigma und Lunivo), die ich immer beide mitnehme, falls eine aufgeladen werden muss oder ganz ausfällt, oder ich (was glücklicherweise selten vorkommt) durch einen Tunnel zu fahren drohe.

Die Airstream 2 Vorderlampe lade ich während der Fahrt mit einer Xtorm Powerbank, die sich in einem wasserdichten Fuel Tank von Topeak auf dem Oberrohr aufhält. Die Xtorm mit 10.000 mAh (ungefähr 10 mal 7 mal 2 cm, 214 gr, 2 USB-Ausgänge) passt hinein, neben dem Handy und ein paar Riegeln.

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Mit der Vorderlampe war ich insgesamt sehr zufrieden bei Fahrten durch sommerliche Nächte. Gerettet hat sie mich bei aufwallenden Nebelschwaden: ihre Strahlen erhellten unterhalb des Dunstes die Straße. Meine Stirnlampe dagegen musste ich ausschalten, weil deren Licht von den Wassertröpfchen so stark reflektiert wurde, dass es blendete.

Dennoch überlege ich, mir am Rennrad einen Nabendynamo zuzulegen, wie ich ihn am Gravelrad samt Supernova E3 Pro 2 habe, um für längere Touren ohne Auflademöglichkeit gerüstet zu sein. Zur Frage, ab wann sich ein Nabendynamo lohnt, gibt Dietmars Artikel sehr gute Hilfestellung.

Die Rehe anleuchten: Stirnlampe Reactik(R)

Was eine fest installierte Lampe nicht leisten kann, ich aber zu schätzen gelernt habe, ist eine Lichtquelle, die mit der Kopfbewegung (und nicht mit der Bewegung des Lenkers) die Richtung ändert. Das funktioniert logischerweise mit einer Helm- oder Stirnlampe.

Ich hatte immer mal wieder den Tipp bekommen, dass eine solche für nächtliche Reparaturen sowieso sinnvoll sei. Joas hatte dann beim Candy B. seine neu erworbene REACTIK® von PETZL dabei. In der ersten Nacht beleuchtete er damit den Weg für mich mit, nachdem meine Supernova E3 Pro 2 am neuen Soma von der Last der Taschen am Lenker niedergedrückt ungefähr zwei Meter weit reichte (Joas sprach von höchstens 50 Zentimeter, aber das war doch etwas übertrieben).

In der zweiten Nacht durfte ich netterweise die Lampe leihen und habe sie später selbst erworben.

Die REACTIK verfügt über Einstellungen für fixe oder variierende Leuchtkraft. Variierend – in Marketing-Sprache reactive lighting – bedeutet, die Stärke des Lichts passt sich an die umgebenden Verhältnisse an. Wenn es heller ist, reduziert sich die Intensität, wenn es dunkler wird, wird sie stärker. Die Lampe soll dadurch besonders energiesparend sein, der Hersteller gibt eine Laufzeit von 12 Stunden für diesen Modus und einer “Leuchtweite” von 40 Metern an, die mir völlig reicht (bei 65 Metern geht sie runter auf 3,5 Stunden).

Ich nutze sie gern als Ergänzung zur Supernova Airstream und finde es beruhigend, das Licht unabhängig vom Fahrrad herumschwenken zu können, wenn eine scharfe Kurve vor mir liegt oder es im Wald komisch knackt. Einzig scheint es manchmal etwas zu dauern, bis sich die Lampe einer verändernden Lichtumgebung angepasst hat. Dann wird es etwas mühsam für die Augen.

Und natürlich empfiehlt es sich zu prüfen, ob die Lampe noch auf die Stirn passt, wenn da schon ein Helm (und ggf. noch eine Mütze) sitzt.

„Reflective Spray“ von Albedo 100

Das sogenannte Reflective Spray war, wie könnte es anders sein, ein Geschenk vom unermüdlichen Gadget-Jäger M. Mit dem Produkt Invisible Bright lassen sich Textilien mit abwaschbaren Farbpartikeln besprühen, die man im Hellen angeblich nicht sieht, im Dunkeln aber weit sichtbare Reflexe erzeugen sollen.

Andere Produkte vom gleichen Hersteller sollen Holz und Metall permanent mit einer reflektierenden Schicht versehen (Light Metallic), oder aber Hunde und Pferde besser sichtbar machen (Pets and Horses), was ich als Idee ganz lustig finde (“zum Auftragen auf Fell”, glücklicherweise abwaschbar).

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Das Spray wurde mit einer sehr klaren Anweisung zur Nutzung und zwei Schablonen geliefert. Ich bat M. darum, ein paar Elemente auf meine wärmsten Radklamotten zu sprühen und mich dann im Dunkeln zu fotografieren – mit und ohne auf mich gerichtete Lichtquelle.

Der Hersteller empfiehlt für eine gute Wirkung vor allem Kleidung mit hohem Woll- oder Baumwollanteil. Meine Wintersachen sind ja nun eher aus Nylon oder Polyester. Um zu sehen, ob das Spray auf den Materialien unterschiedliche Wirkungen haben würde, habe ich vier Arten von Oberflächen ausgewählt.

Das Auftragen erfordert wohl etwas handwerkliches Geschick – das Spray verteilte sich über die Ränder der Schablone hinaus auf die Kleidung, und die Farbe kleckste auf die Finger.

Unsere Probe im Dunkeln zeigte: Die aufgesprühte Reflexfarbe – zwei Dreiecke und ein Herz auf dem Rücken, zwei weitere Dreiecke auf dem linken Bein – ist gut zu sehen, wenn man sie mit Licht anstrahlt. Sie reflektiert so hell wie der eingearbeitete Reflexstreifen am oberen und unteren Rand der Trikottaschen.

Die Intensität der Reflexion war auf den einzelnen Kleidungsstücken tatsächlich verschieden stark, aber das kann natürlich auch an der jeweils aufgetragenen Menge liegen. Oder daran, wie M. das Licht gehalten hat, um das Spray zum reflektieren zu bringen.

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Was gab’s zu meckern?

Die aufgesprühten Elemente sind bei Tageslicht sehr wohl auf der Kleidung zu sehen; je dicker die Farbschicht auf der Kleidung, desto stärker war die Farbe im Hellen sichtbar.

Das Spray ließ sich außerdem noch Stunden nach dem Auftragen auf dem Stoff verschmieren, was vermutlich auch an den glatteren Textilien liegt, die ich ausgewählt hatte. Auch das schönste aufgesprühte Muster wird also nicht lange halten, wenn man seine Kleidung ab und zu anfasst und vielleicht auch mal ein bißchen zusammenknüllt.

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Und schließlich, wie M. bemerkte, müsste man sich nach jedem Waschgang (der bei mir die Farbe immerhin restlos entfernte) die Arbeit machen, seine Kleidung neu zu besprühen.

Mein Fazit: Dauerhaft zur Nutzung kommt das Spray bei mir wohl kaum. Den Rest hebe ich auf für den nächsten Laternenumzug, oder falls ich doch mal bei einer Critical Mass mitfahre. Einen Hund zum Besprühen habe ich leider nicht.